Elternfeedback

Posted: 5th März 2013 by juhudo in Allgemein

Proudly presenting:  Zu den unterschiedlichen Reaktionen, die ich in Clash of Cultures beschrieben habe, erhielt ich heute ein Email, über das ich mich sehr gefreut habe. Made my Day!

Sehr geehrte Frau Prof. Junghuber!

Letztes Wochenende habe ich das von Ihnen vorgeschlagene Buch „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ regelrecht verschlungen und wollte Ihnen mitteilen, dass es mich überaus angesprochen und gefesselt hat!

Das Buch bringt einem sehr nahe, wie groß die Einsamkeit und die menschlichen Nöte in der Gesellschaft sein können, aber auch den Egoismus der Personen, bis hin zur Entpersonifizierung der Mitmenschen mit all ihren
Auswüchsen. Und nicht nur Männer sind Täter, sehr wohl auch Frauen!

Wir sind Ihnen sehr dankbar und finden es auch beachtenswert, dass Sie ein solches Werk unserer Jugend näher bringen!
Trotz der Widerstände hoffe ich, dass Sie auch weiterhin solche Inhalte in den Unterricht einbinden, Sie haben dabei unsere vollste Unterstützung.
Noch nie zuvor haben wir mit Sam so über ein Buch diskutiert, allein das ist wunderbar und freut uns sehr!

Ich werde das Buch auf jeden Fall für unseren nächsten Literaturkreis vorschlagen, eine Bereicherung!

Dafür und für Ihren Einsatz vielen herzlichen Dank, liebe Grüße

….

Ein Highlight für mich. 🙂

Meteore und Drachen

Posted: 18th Februar 2013 by juhudo in Allgemein

Nachdem vor ein paar Tagen ein größerer Meteor an uns vorbeigeflogen ist und einige kleinere in Russland gelandet sind:

DracheTobi2Vor ein paar Wochen habe ich mit einem meiner Erstklassler ein langes, ernsthaftes Gespräch über Drachen geführt. Daraufhin hat er mir dieses Bild mit einer Geschichte geschenkt. Ich hab mich sehr darüber gefreut – das kommt im Gymnasium nicht mehr sehr oft vor.

„Hier ist das Bild ‚Drachenwacht‘. Es handelt um einen Drachen der sich im endlosen All um die Erde schlingt. Er beschützt ihn er frisst ihn nicht.
Es ist ein bewachen seit Uhrzeiten.
Wir sehen ihn als Atmosfähre die uns vor Meteoren schützt. In wirklichkeit verbrennt er die Gesteinsbrocken. Alle zwölf Stunden legt er einen Flügel auf die eine Erdseite: dann wird es Nacht.“

Anscheinend hat der Drache letzte Wochen nicht alles regeln können. 😉
(Ich hab versucht, alles richtig abzuschreiben.)

Clash of Cultures

Posted: 9th Februar 2013 by juhudo in Allgemein

So, zu Ferienbeginn schreibe ich noch über ein Ereignis, das Mitte Jänner stattgefunden hat und über das ich unbedingt noch weiter nachdenken wollte. Aber zuerst die Vorgeschichte, eine etwas längere ;-).

In den Sommerferien 2011 las ich den Erzählungsband des jungen Grazer Autors Clemens Setz „Die Liebe zu Zeiten des Mahlstädter Kindes“ und war rundum begeistert. Endlich ein junger österreichischer Autor, von dessen Texten ich mir vorstellen konnte, dass sie meinen SchülerInnen, denen der jetzigen 7. Klasse (11. Schulstufen, Alter von 17 – 20) gefallen könnten und nahm mir vor, wenn sie sofort mit meiner Klasse zu lesen, wenn das Taschenbuch erscheinen würde. Meine Kurzrezension für Librarything und für mein Blog sah folgendermaßen aus:

Misstrauisch startete ich mit der kürzesten Erzählung, dem Gespräch der Eltern von Hänsel und Gretel. In der Nacht, bevor die Kinder zum ersten Mal ausgesetzt werden sollen, ist die Frau so genervt davon, dass der Holzfäller ein so schwacher Suderant ist, dass sie es  fast nicht mehr mit ihm aushält. Ihre Lösung ist es, die Kinder loszuwerden um nicht selbst zu verhungern – und das während verzweifelten Geschlechtsverkehrs.

Setz stellt eine Parallelwelt neben der anderen dar – aber jede ist im Bereich unserer Möglichkeiten und schrammt nur haarscharf an der Wirklichkeit vorbei. Eine Frau möchte von ihrem Partner in einem Käfig gehalten werden. Die übertriebenen Ängste eines Vaters um seine Tochter werden wahr gemacht, alte Frauen prostituieren sich auf der Straße als Mütter ungeliebter Erwachsener und lassen sich für Fernsehen bei offener Tür oder Ermahnungen bezahlen, ein Mann findet eine Leiche und behält sie, Menschen finden Befriedigung darin, die Skulptur eines Kindes durch Gewalt zu verändern und werden selbst verändert.

Immer bricht etwas Irreales in den Alltag ein, verändert ihn und wird selbst zum Alltag – in Form von Realitätsverweigerung, Psychosen, Visionen oder es wird selbst Realität. Die Erzählungen sind schräg und spannend. Seit langem hat es mir nicht mehr so gut gefallen einen deutschsprachigen (und sogar österreichischen Autor) zu lesen.

Ich hab das Buch meinen beiden Kindern (damals 16 und 18 Jahre) in die Hand gedrückt, die haben es damals aber natürlich nicht gelesen (mein Sohn beschäftigt sich jetzt aber im Rahmen der Maturavorbereitung mit Clemens Setz) und einigen KollegInnen empfohlen.

Weil ich die Dinge, die mir wichtig sind, meistens nicht vergesse, habe ich zu Beginn des Schuljahres meine SchülerInnen gebeten, sich neben einigen Reclamheften zu Klassik und Romantik auch „Die Liebe zu Zeiten des Mahlstädter Kindes“ zu besorgen.

Im November des besuchten mich die Eltern einer meiner Schülerinnen in der Sprechstunde. Etwas peinlich berührt und sehr vorsichtig mir gegenüber. Wenn ich das Gespräch mit meinen eigenen Worten zusammenfasse, meinten sie, dass es sich bei den Erzählungen um sehr wenig frauenfreundlichen Umgang mit der Sexualität, wenn nicht sogar um Pornographie handle. Ich glaube nicht, dass mich etwas in meinem Leben bisher mehr überrascht hat. Natürlich gibt es Textstellen, die eine deutliche Sprache sprechen, aber meine Lektüre lag über ein Jahr zurück und ich hatte keine Erinnerung an pornographische Stellen. Wir vereinbarten also, dass ich mich wieder einlesen würde und dass wir dann ein weiteres Gespräch führen wollten. Klar war nur, dass ich von den 18 Erzählungen, die der Band enthält ohnehin nicht alle im Unterricht besprechen wollte.

Beim Wiederlesen fand ich dann auch eine Erzählung, bei der meiner Meinung nach jede/r selbst entscheiden können muss, ob er/sie lesen will, aber die anderen sind modern, spielen auch ganz offensichtlich in der Gegenwart und behandeln ironisch Themen wie Einsamkeit, Gewalt, Märchen, Isolation, Mobbing und auch Sexualität, aber auf so ironische und absurde Art und Weise, dass der sexuelle Aspekt für mich immer nur Nebensache war und halt dem Fortgang der Geschichte diente. Aber wahrscheinlich kann man darüber verschiedener Ansicht sein.

Vor dem nächsten Elternabend traf ich mich dann mit den Elternvertreterinnen und ich versuchte meinen Standpunkt klar zu machen. Die besonders beanstandeten Erzählungen hatte ich – bis auf eine – ohnehin nicht verwenden wollen und für  „Weltbild“ spricht in Zeiten von „Shades of Grey“ (gegen das die Mütter nichts haben) alles: Es geht darin zwar überhaupt nicht um Sexualität und Softporno, sondern „nur“ um das Thema Unterwerfung, aber einen sprachlich ausgezeichneten Text mit einem doch irgendwie vergleichbaren Sujet dem Weltbestseller entgegenzusetzen scheint mir einfach nur richtig. Außerdem sehe in die gute Möglichkeit  an Märchen, Kafka etc. anzuknüpfen. Naja, jedenfalls gab es zwar weitere Bedenken und die Bitte, die Unterrichtseinheiten „gut zu begleiten“, aber meine grundsätzlich guten Absichten bei meiner Lektüreauswahl wurden anerkannt. Abschließend wurde ich ersucht, die Ergebnisse unserer Besprechung den inzwischen langsam eintreffenden weiteren Eltern zu erläutern, damit sie sich auf etwaige Fragen ihrer Kinder vorbereiten könnten.

Und jetzt beginnt der „clash of cultures“, der sich aber sehr kurz darstellen lässt: Von „wir müssen unsere Kinder vor einem wenig wertschätzenden Umgang mit der Sexualität beschützen“ bis „wann sollen sie es denn sonst lesen“ und „wir sind froh, dass sie auch so etwas im Unterricht behandeln“, von „können sie nicht etwas Schönes lesen“ bis „Kunst muss auch hässlich sein dürfen“ prallten die Fronten in einen ziemlich emotionalen Diskussion aufeinander. Einen interessanteren Elternabend habe ich bisher noch nie erlebt!

Es ist erstaunlich, welche Lebensentwürfe in der Schule zusammenkommen und dass das alles überhaupt funktionieren kann! Ich habe jedenfalls viel darüber gelernt, wie Erziehung aufgefasst werden kann und dass welche anderen Auffassungen darüber existieren. Toll war, dass die verschiedenen Ansichten durchaus wertschätzend präsentiert wurden. Und jetzt bin ich gespannt, was sich in der Klasse tun wird, wenn wir die Erzählungen nach den Semesterferien lesen werden.

Die Erzählungen, die wir lesen werden:
Weltbild, Die Leiche, Das Gespräch der Eltern von Hänsel und Gretel, Mütter, Die Entschuldigung, Die Liebe zu Zeiten des Mahlstädter Kindes, Das Riesenrad, Kleine braune Tiere.

Weg damit!

Posted: 2nd Januar 2013 by juhudo in Allgemein

 

weg damit!

die klage, die banker seien an allem schuld, weg damit. weg mit dem bashing von obama und tiger woods. songs der achtziger («do you really want to hurt me?») – weg damit. weg mit den billigorchideen, vollkornnudeln und leserreportern. die sterblichkeit, das ist wirklich das allerletzte, weg damit. sammelbände und monologe. ehrgeizige mütter auf elternabenden – bloss weg damit. latte macchiato, jahresrückblicke, die farbe lila – alles weg! «hallo» als e-mail-anrede, weg damit, ebenso spam-mails und e-mails an alle – weg, weg, weg! unternehmensberater, die den renditewahn bis in den letzten anständigen winkel tragen, weg mit ihnen. die rede von der «neuen bürgerlichkeit» bei leuten, die gar keinen begriff von der alten haben. auf jeden fall weg: die pubertät und deshalb auch der blog von kai diekmann. schweinegrippe, wirtschaftskrise – beides weg. weg mit allen ewigen ausreden. weg mit dem fernsehen, wenn das nicht geht, dann wenigstens weg mit der gez. enthaarungszwang und schlankheitswahn, weg damit. «notleidende banken» – weg damit, ebenso «spekulationsblasen». weg mit feminismuslarmoyanz («männer wollen eh nur junge dinger»). weg mit rucola-pinienkern-salat. weg mit der bezeichnung «kreative» für menschen, die keine künstler, sondern geschäftsleute sind. gundula gause ist klasse, aber ihre lord-helmchen-frisur muss weg. ebenso alle sinnsuche. weg mit aufsteigern in politik und wirtschaft, die ihr herkunftsmilieu verraten. weg mit twitter, ego nervt einfach. energiesparlampen. weg mit adolf-stasi-raf-so-war-es-wirklich-filmen. trillerpfeifendemos, weg damit. weg mit «tschüss-tschüss», ausserdem «tschüssitschüssi», «tschö» und dem gedehnten «tschühüs». weg mit schröderismen wie «das macht sinn» oder «von daher». torlinienrichter im strafraum, weg mit ihnen. künstliche aromen, sahnefestiger und süssstoff. weg damit. und stefan george? muss eigentlich auch nicht mehr sein. weg mit politisch korrekten kommentaren (von zeit-redakteur/innen) – und den manisch unkorrekten (von giordano bis henkel). der schwarz-gelbe steuersenkungswahn – weg damit. «früher war an der uni alles besser» – unsinn, also weg damit. weg mit dem spd-blues, überhaupt mit dem mitleid für parteien. weg mit den impfgrüblern – entweder man ist jetzt geimpft oder nicht. eines noch: weg mit «yes we can», man muss nicht immer können.

(die zeit, 30.12.2009)

WordPress: Rückblick 2012

Posted: 1st Januar 2013 by juhudo in Allgemein

Hmm, das ist mir letztes Jahr völlig entgangen. WordPress (Jetpack-PlugIn) fasst die Blogstatistiken in Form eines Jahresrückblicks mit FEUERWERK zusammen. Naja, recht fleißig war ich nicht. Aber ich hab gute Vorsätze für 2013 ;-).

Hui, 22 Länder!

Erfreuliche Zahlen

  • Der neue Boeing 787 Dreamliner kann ungefähr 250 Passagiere befördern. Dieser Blog wurde 2012 über 1.300 mal besucht. Wäre es ein Dreamliner, würde es um die 5 Flüge brauchen, um so viele Personen zu befördern.
  • In 2012 gab es 9 neue Artikel, damit vergrößerte sich das Archiv dieses Blogs auf 99 Artikel.
  • Mit 25 Besuchern war der 5. Februar der geschäftigste Tag des Jahres. content war der beliebteste Artikel an diesem Tag.

2012

 

Märchen in der 1C

Posted: 1st Januar 2013 by juhudo in Allgemein

Märchen stehen in der ersten Klasse Gymnasium in vielen Lehrbücher an wichtiger Stelle. Lesen, Hören, Schreiben, kreatives Gestalten – es lässt sich viel damit anfangen, besonders im Deutschunterricht. Und meine SchülerInnen kennen viele Märchen, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Leider hab ich vergessen, die Tafel zu fotografieren, NACHDEM sie alle ihnen bekannten Märchen aufgeschrieben haben.
Was mich dann aber doch erstaunt hat (oder irgendwie doch auch nicht) war, dass viele die Märchen  und Märchenfiguren nur mehr aus Disneyfilmen oder aus anderen Verfilmungen wie Shrek kannten, nicht alle natürlich und dass nicht unbedingt alle eijn Märchenbuch zu Hause hatten. Wir begannen dann, die Märchen zu ERZÄHLEN und da war dann unsere gut ausgestattete Schulbibliothek wichtig. Und das Internet von Wikipedia bis grimmstories.com.

Ich war mir nicht ganz sicher, wie es laufen würde, jedenfalls dauerte alles viel länger als ich es geplant hatte. Die Kinder haben erzählt und erzählt. Vor allem die, die die Märchen als Hörbuch und damit praktisch auswendig kannten. Und die anderen haben wirklich aufmerksam zugehört. Und miterzählt, wenn jemand gerade nicht weiter wusste, wurde er oder sie nicht allein gelassen. Teamwork, wenn es notwendig war. War es aber nur ganz selten. Wir kennen jetzt viele Märchen wieder viel genauer. Und wissen zum Beispiel, dass der Frosch nicht geküsst, sondern gegen die Wand geworfen wurde.
Was ebenfalls völlig problemlos war, war die Frage nach den Grausamkeiten, die sich in vielen Märchen abspielen, wie Tanz auf glühenden Kohlen, Körperteile abschneiden, Augen auspicken usw. Das wird einfach mitgenommen, es betrifft die Bösen, die es verdient haben. Meine SchülerInnen betrachteten das ziemlich neutral, nichts, was emotionalen Aufruhr verursacht. Sie nehmen sich von den Märchen einfach das, was sie gerade brauchen. (Vergl. FAZ-Artikel vom 20.12.2012 „Schlaffer Hänsel, taffe Gretel. 200 Jahre Grimms Märchen„.) Insoferne deckt sich ihre Erfahrenwelt mit meiner als ich ein Kind war.
Ich bin schon gespannt, was die Kids mir von den Märchen des Weihnachtsfernsehprogramms erzählen werden. Und auf die Märchen, die sie sich in der Zwischenzeit selbst ausgedacht haben.

Eine verstörende und befreiende Klassik

Posted: 31st Dezember 2012 by juhudo in Allgemein

bezeichnet eine Lehrveranstaltung der PH Salzburg, die von Monika Neuhofer initiiert und heute von Hans Höller im inspirierenden Ambiente  des Literaturhaus Salzburg durchgeführt wurde. Wahrscheinlich hätte ich diesen Blogpost nicht geschrieben, wenn ich nicht um ein Feedback ersucht worden wäre, weil mir das Reflektieren über diesen Tag gar nicht so einfach erscheint.

Erster Eindruck nach einer halben Stunde: eine Vorlesung! Keine Gruppenarbeit, keine Aktivierungsversuche, einfach zum Mitdenken auf hohem germanistischen Niveau. Purer Luxus, nicht eins zu eins auf Unterricht umlegbar, diese Leistung dürfen wir selbst leisten, falls wir Derartiges benötigen.

Aber es hat funktioniert: ich bin sehr daran interessiert, wieder etwas von Peter Handke, den ich vor 25 Jahren als mir zu langweilig abgeschrieben habe, zu lesen. Und ich kann mir gut vorstellen, Handke in der Schule zu lesen(außer Wunschloses Unglück). Überhaupt hier in Salzburg.

Fazit: Ich brauche neues Wissen. Regelmäßig. Damit ich inspiriert werde für meinen Unterricht. Dann kann ich für meine SchülerInnen mein Bestes geben!

Von Engeln und anderen Märchen

Posted: 27th Dezember 2012 by juhudo in Allgemein

Ich habe von kurzem zwei Bücher über Engel gelesen, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, diese Gruppe von Fantasyfiguren weiträumig zu umgehen, als sie so im Sog von Twilight und Epigonen auf den Büchertischen auftauchte. Aber dann haben sich zwei meiner Lieblingsautoren ihrer angenommen und ich konnte nicht wiederstehen.

  1. Tad Williams: Dirty Streets of Heaven (bisher nur englisch)
  2. Zoran Drvenkar: Der letzte Engel (bisher nur deutsch)

Beide haben ihre Geschichten für länger angelegt. Bobby Dollar (Doloriel) ist als eine Art Anwalt für gute und nicht ganz so gute Seelen auf Erden unterwegs, damit diese gegen die dämonische Inquisitoren Satans verteidigt werden und in himmlische Gefielde aufsteigen können. Manchmal hängt das vom Geschick des „Anwalts“ ab und Bobby Dollar ist da nicht der schlechteste.

Es gibt da auch noch eine Engel-Peergroup, die dieselbe Aufgabe hat und mit der sich Bobby regelmäßig trifft, eine Verwaltung und unregelmäßige Meetings mit dem übergeordneten Erzengel. Ein halbwegs zufriedenes „Leben“, bis eine Seele plötzlich verschwindet und Himmel UND Hölle nicht wissen, was das soll. Ein „love interest“  zu einer mächtigen Dämonin bahnt sich auch an und Bobby beginnt sich für seine Vergangenheit – frühere Leben, von denen er nichts mehr weiß, weil Engel so eine Art Neustart erleben, wenn sie „getötet“ werden – zu interessieren. Da scheint es noch einiges aufzudecken zu geben, umso mehr als ALLES davon abhängt.

Es findet jede Menge Action statt, Verfolgungsjagden, Schießereien, das Buch beginnt mitten in einem wilden Kampf mit einer Dämonin und mir scheint alles perfekt für eine TV-Serie geeignet. Aber trotz allem Vordergründigen gelingt es Tad Williams seine Charaktere vielschichtig anzulegen und ihre Geheimnisse, Schwächen und Entwicklungen nicht zu vernachlässigen. Bobby Dollar (der Name!) ist einer, von dem ich noch mehr lesen will, was mir ziemlich sicher erfüllt wird, da vor dem Haupttitelblatt, bei der Aufzählung der bisherigen Romane auch zwei zukünftige unter „Bobby Dollar“ stehen: Happy Hour in Hell (coming 2013) und Sleeping Late on Judgement Day (coming 2014).

Ähnlich gut aber auf ganz andere Art gefallen hat mir Zoran Drvenkars Der letzte Engel.
Ein Södnertrupp stürmt ein einsames Haus an der Küste Irlands, in dem ein paar Mädchen mit ihren Betreuerinnen leben. Bis auf ein Kind werden alle getötet. Dieses kann in „Erinnerungen greifen“ und sich Hilfe holen. Einen Kämpfer aus einer so weit zurückliegenden Vergangenheit, dass sich sonst niemand an sie erinnert.

Dann wechseln die Schauplätze, die Epochen und die Perspektiven, ähnlich wie man es von den tollen amerikanischen Fernsehserien des Cable Networks kennt. Und es dauert ganz schön lange, bis man den Zusammenhang zum Klappentext herstellen kann, in dem ein Junge stirbt und als „Engel“ wieder erwacht. Eigentlich lässt Drvenkar erst im letzen Viertel des Buches  die Fäden zusammenlaufen und man lernt, was eine Fantasygestalt mit den Gebrüdern Grimm zu tun hat und ein Berliner Teenager mit dem Zaren Alexander. Alles sehr spannend. Erfreulicher- und frustrierenderweise steht am Schluss Ende des ersten Buchs. Die Handlungs ist hier nicht abgeschlossen wie bei „Dirty Streets of Heaven“ man MUSS weiterlesen, aber wahrscheinlich muss ich wieder eine ganze zeitlang warten.

Also: Obwohl ich mit Engeln im Allgmeinen nichts anfangen kann: In diesen beiden Büchern liebe ich sie! Und die Gebrüder Grimm, denen Drvenkar eine kleine  Rolle gibt, leitet zu meinem nächsten Blogbeitrag über, den ich eh schon lange schreiben will. Coming soon 😉

About „Dirty Streets“:

About „Der letzte Engel“:

Literaturhaus Salzburg: Lawrence Norfolk & Co

Posted: 25th November 2012 by juhudo in Allgemein

Ich weiß ja, warum ich Social Networks mag. 🙂 Am 14. November vergab das Salzburger Literaturhaus zwei Freikarten für die Lesung von Lawrence Norfolk aus seinem Buch „John Saturnall’s Feast“, seiner Übersetzerin Melanie Walz und dem Sprecher des deutschen Hörbuchs Heikko Deutschmann.

Kurz und gut, ich war die zweite, die sich gemeldet hat und kam so zu einer Veranstaltung, die ich sonst nicht besucht hätte. Ich habe „Lamprieres Wörterbuch“ zwar in den Buchhandlungen wahrgenommen, aber bin nie in die Versuchung geraten, es zu erwerben. Ein bisschen peinlich war es mir dann schon, das Ticket abzuholen – ich gehöre ja sicherlich nicht zu dem Zielpublikum, das das Literaturhaus via Facebook ansprechen möchte, aber danach kam ich in den Genuss der bisher tollsten Lesung, die ich bisher erleben durfte.

Lesung von „John Satuanall’s Feast“

Melanie Walz übernahm die Moderation des Abends und steuerte die Dramaturgie, die sich die drei für den Abend überlegt hatten. Lawrence Norfolk las auf Englisch und Heikko Deutschmann spielte seine deutschsprachigen Texte beinahe. Es wurden gescheite und interessante Fragen an den Autor gestellt und ich bekam wirklich Lust, das Buch selbst zu lesen. Erworben hatte ich es schon zuvor als Hörbuch – ich denk ja immer, ich muss mich ein bisschen vorbereiten – hatte es aber nur so nebenbei beim Kochen mitlaufen lassen, was zwar thematisch passte, aber mitgekriegt hatte ich nicht so ganz alles. Beim den tollen Vorlesern hab ich die komplexen Qualitäten dieses historischen Romanes entdeckt. Ich muss mir also eindeutig mehr Zeit dafür nehmen! toll waren übrigens auch meine Mit-ZuhörerInnen, die sichtlich auch Spaß am englischen und deutschen Lesen, Reden und Antworten hatten.

 

Und anscheinend fang ich an, mich zum Fangirl zu entwickeln. Das ist jetzt schon das zweite Buch, das mir ein – sehr netter – Autor signiert hat. Macht schon Spaß, ein paar Worte dabei wechseln zu können, in diesem Fall mit Lawrence Norfolk über die Intimität des Kochens.

Vielen Dank ans Literaturhaus für den tollen Abend!

 

Ich habe noch ein YouTube-Video entdeckt, in dem der Autor über sein Buch spricht: Einiges davon hat er auch in Salzburg erzählt, vor allem die Geschichte, wie er auf die Idee zu „John Saturnall’s Feast“ gekommen ist.

DaF

Posted: 29th Oktober 2012 by juhudo in Allgemein

Deutsch als Fremdsprache. Drei Lehrveranstaltungen, die ich im Wintersemester besuche. Alle drei am Montag, also habe ich wirklich einen unmittelbaren Vergleich.

11:00
Zweitspracherwerb in Theorie und Praxis
Junge Vortragende, die zwar das Geschehen stark steuert, indem sie viele Vorgaben macht. Sie bestimmt die Arbeitsgruppen, gibt jedesmal einen kurzen Test. Aber sie bemüht sich um unterschiedliche didaktische Szenarien und das macht einen manchmal eher trockenen Einführungsstoff doch um einiges interessanter. Die Studierenden müssen oder können zumindest zeitweise selbsttätig arbeiten.

15:00
Mehrsprachigkeit und Gesellschaft
Eine Vorlesung. Mehrere Vortragende stellen ihre Forschungsgebiete dar. An sich ganz ok, nur die Menge an Information, die auf jeder der absolut überfrachteten Folien steht, ist auf ein paar Meter Distanz kaum mehr wahrnehmbar. Noch nie etwas von „Death by Powerpoint“ gehört. 😉
Es ist aber wichtig und auch interessant, über die Sprachentwicklungen in unserer Gesellschaft langsam etwas mehr Bescheid zu wissen. Auf politischer, gesellschaftlicher, schulischer und persönlicher Ebene.

17:00
Methodik des DaF Unterrichts
Ja. Referate. Zwei pro Termin. Jedes Referat soll eine halbe Stunde dauern. Kein didaktisches Konzept, kein Feedback zum Referat, nur einige Ergänzungen seitens der Kursleiterin. Jetzt hatten wir zwei Termine mit Referaten, nix anderes als Vorträge zu höchst konzentriert aufbereiteten Lehrbuchthemen. Eigentlich würde ich sofort aussteigen, Begriffe, Bullet Points, Facts, kaum Beispiele. Themen wie „Gedächnispsychologische und psycholinguistische
Aspekte des Fremdsprachenlernens“, „Spracherwerbstheorien, Sprachlehrtheorien, Lernerstrategien“ oder „Methoden des fremdsprachigen Deutschunterrichts“.
Ds könnte man auch alles selber einfach durchlesen und die Proseminarzeit empfinde ich so als ziemlich verschwendet.
Auf die Frage, ob es Fragen gibt, kommt immer keine Antwort. Es ist ja schon immer alles lehrbuchmäßig abgearbeitet!