Von Engeln und anderen Märchen

Posted: 27th Dezember 2012 by juhudo in Allgemein

Ich habe von kurzem zwei Bücher über Engel gelesen, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, diese Gruppe von Fantasyfiguren weiträumig zu umgehen, als sie so im Sog von Twilight und Epigonen auf den Büchertischen auftauchte. Aber dann haben sich zwei meiner Lieblingsautoren ihrer angenommen und ich konnte nicht wiederstehen.

  1. Tad Williams: Dirty Streets of Heaven (bisher nur englisch)
  2. Zoran Drvenkar: Der letzte Engel (bisher nur deutsch)

Beide haben ihre Geschichten für länger angelegt. Bobby Dollar (Doloriel) ist als eine Art Anwalt für gute und nicht ganz so gute Seelen auf Erden unterwegs, damit diese gegen die dämonische Inquisitoren Satans verteidigt werden und in himmlische Gefielde aufsteigen können. Manchmal hängt das vom Geschick des „Anwalts“ ab und Bobby Dollar ist da nicht der schlechteste.

Es gibt da auch noch eine Engel-Peergroup, die dieselbe Aufgabe hat und mit der sich Bobby regelmäßig trifft, eine Verwaltung und unregelmäßige Meetings mit dem übergeordneten Erzengel. Ein halbwegs zufriedenes „Leben“, bis eine Seele plötzlich verschwindet und Himmel UND Hölle nicht wissen, was das soll. Ein „love interest“  zu einer mächtigen Dämonin bahnt sich auch an und Bobby beginnt sich für seine Vergangenheit – frühere Leben, von denen er nichts mehr weiß, weil Engel so eine Art Neustart erleben, wenn sie „getötet“ werden – zu interessieren. Da scheint es noch einiges aufzudecken zu geben, umso mehr als ALLES davon abhängt.

Es findet jede Menge Action statt, Verfolgungsjagden, Schießereien, das Buch beginnt mitten in einem wilden Kampf mit einer Dämonin und mir scheint alles perfekt für eine TV-Serie geeignet. Aber trotz allem Vordergründigen gelingt es Tad Williams seine Charaktere vielschichtig anzulegen und ihre Geheimnisse, Schwächen und Entwicklungen nicht zu vernachlässigen. Bobby Dollar (der Name!) ist einer, von dem ich noch mehr lesen will, was mir ziemlich sicher erfüllt wird, da vor dem Haupttitelblatt, bei der Aufzählung der bisherigen Romane auch zwei zukünftige unter „Bobby Dollar“ stehen: Happy Hour in Hell (coming 2013) und Sleeping Late on Judgement Day (coming 2014).

Ähnlich gut aber auf ganz andere Art gefallen hat mir Zoran Drvenkars Der letzte Engel.
Ein Södnertrupp stürmt ein einsames Haus an der Küste Irlands, in dem ein paar Mädchen mit ihren Betreuerinnen leben. Bis auf ein Kind werden alle getötet. Dieses kann in „Erinnerungen greifen“ und sich Hilfe holen. Einen Kämpfer aus einer so weit zurückliegenden Vergangenheit, dass sich sonst niemand an sie erinnert.

Dann wechseln die Schauplätze, die Epochen und die Perspektiven, ähnlich wie man es von den tollen amerikanischen Fernsehserien des Cable Networks kennt. Und es dauert ganz schön lange, bis man den Zusammenhang zum Klappentext herstellen kann, in dem ein Junge stirbt und als „Engel“ wieder erwacht. Eigentlich lässt Drvenkar erst im letzen Viertel des Buches  die Fäden zusammenlaufen und man lernt, was eine Fantasygestalt mit den Gebrüdern Grimm zu tun hat und ein Berliner Teenager mit dem Zaren Alexander. Alles sehr spannend. Erfreulicher- und frustrierenderweise steht am Schluss Ende des ersten Buchs. Die Handlungs ist hier nicht abgeschlossen wie bei „Dirty Streets of Heaven“ man MUSS weiterlesen, aber wahrscheinlich muss ich wieder eine ganze zeitlang warten.

Also: Obwohl ich mit Engeln im Allgmeinen nichts anfangen kann: In diesen beiden Büchern liebe ich sie! Und die Gebrüder Grimm, denen Drvenkar eine kleine  Rolle gibt, leitet zu meinem nächsten Blogbeitrag über, den ich eh schon lange schreiben will. Coming soon 😉

About „Dirty Streets“:

About „Der letzte Engel“: