Seit ein paar Monaten liegt die „Maturahausarbeit des Hugo Hötzinger“ bei mir herum. Eigentlich steht sie zwischen meinen Büchern zum wissenschaftlichen Arbeiten und meiner Deutsch-Hausarbeit und meiner Masterthesis.
Hugo Hötzinger war mein Großvater, der schon vor der Geburt meiner Mutter verstorben ist. Ein Unbekannter, der zufällig seine Gene an mich weiter gegeben hat. Die Arbeit habe ich meiner Mutter abgeschwatzt, weil ich es interessant und lustig gefunden habe, dass 1927 schon so etwas wie vorwissenschaftliche Arbeiten für die Erlangung der Hochschulreife geschrieben werden mussten – wie auch ab 2014 wieder. (Jetzt gibt es die sog. „Fachbereichsarbeiten“, die sind aber freiwillig.) Ich habe sie schon ein paar meiner SchülerInnen gezeigt, die (un)freiwillig eine unverbindliche Übung besuchen müssen, bei ich ihnen das wissenschaftliche Arbeiten näher bringen soll. Blöd ist nur, dass UÜn zwar freiwillig sind, die Kids aber eine VWA schreiben MÜSSEN.
1927 schrieb mein Großvater in der deutschen Schreibschrift, nicht in der lateinischen. Er hat sehr schön geschrieben (das finden meine SchülerInnen toll), aber lesen kann man nur mehr wenige Wörter einfach so. Jetzt habe ich mein persönliches Übersetzungsprojekt begonnen. Bisher (drei Seiten lang) geht es nur zäh voran, ein paar Wörter hab ich noch gar nicht hinbekommen, aber ich werde schon etwas schneller bei dem Identifizieren vor allem der Großbuchstaben. Allerdings sieht da ein „H“ aus wie ein „S“, ein“U“ wie ein „A“ und die Kleinbuchstaben unterscheiden sich oft fast gar nicht: n, m, u, r, e… aber man gewöhnt sich daran. Manchmal habe ich schon ein Wort dechiffriert und es hat dann doch etwas ganz anderes geheißen. Auch Stil und Wortwahl sind gewöhnungsbedürftig.
Ich habe herausgelesen: „Kahle, steile Felsen reichen freundlich den wogenden Alpenseen die Hand zur innigen Gemeinschaft.“ Obs stimmt? Sicher bin ich nicht, vor allem nicht bei den „wogenden Alpenseen“.
Ich habe außerdem heute einiges über die Geographie rund um Ampflwang in Oberösterreich gelernt. Google Maps und das Internet sind sehr hilfreich bei der Recherche nach Ortsnamen. Ein Bildbearbeitungsprogramm erleichtert das Rätseln, wenn die Wörter zu klein geschrieben sind. 40 Seiten hätte ich noch vor mir. Mal sehen.