Fortbildung?

Posted: 14th August 2011 by juhudo in Allgemein

Der Standard schreibt über die Fortbildungsverpflichtung und -nutzung der LehrerInnen. Der Artikel ist an sich nicht so interessant, wie die Postings, die sich daran anschließen und in denen wieder einmal ziemlich über uns hergezogen wird, was Arbeitszeit und Qualität und so angeht. Für viele sind wir das Letzte an Schmarotzern und werden das wahrscheinlich auch bleiben. Es gibt für die LandeslehrerInnen 15 verpflichtende Fortbildungsstunden pro Jahr, für die BundeslehrerInnen – glaub ich – nichts. In dem Artikel steht, dass sich 14% der LehrerInnen in der schulfreien Zeit fortbilden und die Veranstaltungen gut gebucht seien. Möglicherweise gibt es zu wenig Angebote für alle? LehrerIn sein lässt sich nicht in Arbeitszeit und Freizeit trennen. Wenn ich mir überlege, wie ich meinen Kids ein Thema interessant machen könnte, spukt mir das im Kopf herum – und die IDEE kommt mir dann vielleicht beim Staubsaugen oder Joggen oder wenn ich ein Buch lese oder eine (Fach-)Zeitschrift. Arbeite ich dann oder ist das Freizeit? Bilde ich mich dabei fort oder handelt es sich dabei ausschließlich um mein Vergnügen? Um warum muss ich Rechenschaft darüber ablegen? Wie in vielen anderen Berufen versteht es ja eh keiner, der/die keinen ähnlichen Beruf hat.  Jedenfalls nehme ich meine Arbeit überallhin mit und das mag ich auch daran. Aber Grenzen ziehen, die sich in Minuten und Stunden abrechnen lassen, funktioniert einfach nicht. Manche glauben es vorrechnen zu müssen:

Kulkulcán 13.08.2011 16:56

@Lehrer: Seits einfach erhlich im Bezug auf die Arbeitszeit(ohne Berücksichtigung von Mehrleistung, Krankenstand, Sonderurlaub, etc…) 1) durchschn. Unselbstständiger 365 Kalendertage – 104 SaSo – 11 FT – 25 Urlaub = 225 Arbeitstage. 225 x 8h = 1800h/Jahr Arbeitszeit 2) HS-Lehrer 21 Einheiten Lehrverpflichtung pro Woche, 180 Unterrichtstage im Jahr (21 Einheiten x 50 min) / 5 Tage = 210 min = 3,5 h Nettoklassenarbeitszeit/Tag 3,5 h x 180 Unterrichtstage = 630h Nettoklassenarbeitszeit/Jahr Für eine Arbeitszeitparität müsste der HS-Lehrer für jede einzelne Unterichtseinheit von 50 Minuten zusätzlich 93 Minuten für Vor- u. Nachbereitung (in der Schule oder zu Hause; organisatorische oder fachliche Tätigkeiten) aufwenden. Egal ob es sich um Deutsch, Geschichte, Mathematik oder Leibesübung handelt.

Es gibt aber auch passende Antworten:

woswoasios    13.08.2011 18:36
Mir taugt immer das 50minArgument am Besten. Glocke läutet – ins Sofa gebeamt – Glocke läutet – ins andere Klassenzimmer gebeamt.
Dr_Olaf   14.08.2011 09:11
Und in den Freistunden…
…gehts ab auf den schuleigenen Strand, Badehose & FlipFlops an und der Schulwart serviert einem dann eine Pina Colada.

Und die 15 Stunden sind an und für sich lächerlich: da brauch ich ja bloß ein Fachbuch pro Jahr lesen, mit diesem Zeitrahmen komm ich nicht einmal annähernd aus. Ich bin froh, wenn freie Tage kommen, damit ich Zeit habe, mir was für das nächste Schuljahr einfallen zu lassen.

Zentral bleibt für mich der Begriff der Wissensarbeit. Im Rahmen meines Masterstudiums (4 Semester, berufsbegleitend, 100ig in der „Freizeit“ absolviert) habe ich mich damit auseinandersetzt:

Gabi Reinmann beschreibt Lehrende als Wissensarbeiter. Wissensarbeit wird dadurch bestimmt, dass sie aus komplexen Tätigkeiten besteht, die wenig planbar sind, immer wieder neue Anforderungen stellen, einen hohen Grad an Informiertheit (Reinmann, 2008a), Koordination, Kooperation, Lern- und Weiterbildung notwendig machen und die häufig durch unerwartete Situationen und ungeplante weitere Arbeitsaufgaben eine enorme Dynamik entwickeln.[Hube, G. (2005). Beitrag zur Beschreibung und Analyse von Wissensarbeit.]

Die Aufgabe der Lehrenden in der Schule ist es, Wissen für andere aufzubereiten, an sie weiterzugeben und den Transfer zu überprüfen. Wissen selbst ist keine Ressource (Lehrende werden nicht nur einmal für alle Zeiten ausgebildet), sondern ein Prozess. Aus lebensbegleitendem Lernen und der Kommunikation über das Wissen und die bei den Unterrichtvorbereitungen entstehenden Lernobjekte besteht diese Wissensarbeit. [Reinmann(2008), LEHREN ALS WISSENSARBEIT? PERSÖNLICHES WISSENSMANAGEMENT MIT WEBLOGS]