Journaldienst – Probleme (nicht) lösen

Posted: 21st Juli 2010 by juhudo in Allgemein

Eltern müssen auch während der Ferien die Möglichkeit haben, in den Schulen ihrer Kinder – zumindest einmal in der Woche – pädogogische Auskünfte oder irgendwelche Bestätigungen erhalten zu können. Daher ist jeweils Mittwoch Vormittag von 9:00 bis 12:00 ein Journaldienst eingerichtet, der aus einer LehrerIn der Schule und meist einer SekretärIn besteht. Meistens melde ich mich freiwillig, da ich ohnehin aus Computerwartungsgründen mehrere Tage in der Schule verbringe und es so in einem geht. Bisher war immer eine Sekretärin anwesend, aber diesmal war ich alleine und konnte nicht aus dem Lehrerzimmer weg (muss ich nächstes Mal wieder besser planen 😉 ).
Ich hatte einige Pläne, in drei Stunden lässt sich ja einiges weiter bringen, aber kaum hatte ich mich im Lehrerzimmer orientiert – alle Fenster werden ausgetauscht, daher waren die PCs (bis auf einen) abgesteckt und alle Tische und Stühle auf einen Haufen geschoben und gestapelt –  kam der erste Anruf:

  1. Der Direktor rief an und ersuchte mich, die Telefonnummer einer Kollegin ausfindig zu machen und ihr etwas mitzuteilen.
    Problem: ich saß im Lehrerzimmer, die Telefonnummern sind im Sekretariat auf einem PC gespeichert, dessen Zugangsdaten ich nicht kenne. Für das Sekretariat habe ich keinen Schlüssel, was auch besser ist, da vor kurzem jemand aufgesperrt und einiges gestohlen hat.
    Also schrieb ich zuerst einmal ein Mail, aber ich weiß nicht, ob die Kollegin regelmäßig in den Ferien ihre Mailbox abruft. Meine zweite Maßnahme war den Schulwart im Haus zu suchen, der sich dann mit seinem Schlüssel und mir im Sekretariat auf die Suche machte – wir fanden die Telefonnummer und die Kollegin ist seit 2003 nicht umgezogen.
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  2. Dann erschien ein Schüler, der sein Biologieheft suchte. Er meinte. er wäre verständigt worden, dass dass es aufgetaucht sei. Tja, in dem Chaos von Lehrerzimmer haben wir es nicht gefunden und das Sekretariat war ja wieder zu. Ich hab ihn auf nächste Woche vertröstet und schöne Ferien gewünscht.
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  3. Dann war der Landesschulinspektor am Apparat. Der wollte dringend ein Klassenbuch und wies mich an, es nach 12:00 in die Behörde zu bringen und eine Quittung für die Übergabe vorzubereiten. Ich scheine ein Problem mit Obrigkeiten und ihren Anweisungen zu haben. Wenn er mich gebeten hätte, hätte ich den Job lieber übernommen, Befehle zu empfangen bin ich nicht gewohnt. Bei uns gehts wertschätzender zu (bin ich froh!).
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  4. Dann rief eine Mutter an, die wissen wollte, wie es denn möglich sei, dass sich ihre Tochter (15 oder 16 Jahre?) bei uns angemeldet hätte und damit die Schule wechseln würde? Und wieso sie davon nicht verständigt worden sei? – Ich hatte leider keine Ahnung, konnte ihr in keiner Weise helfen und sie auch nur auf die nächste Woche vertrösten.
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  5. Wieder face2face wollte ein Schüler sein Zeugnis abholen: Dafür war ich gerüstet und ich händigte es ihm kompetent aus 🙂
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  6. Abschließend wollte eine weitere Mutter wissen, ob ihre Tochter in der nächsten Klasse wohl mit ihrer Freundin zusammen in einer Klasse wäre. Wieder konnte ich nichts ausrichten, außer nett zu sein.
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Die Bilanz ist zwar ausgeglichen, aber gut finde ich es nicht. Irgendwie war ich die falsche Person für den Job, wie vermutlich die meisten anderen LehrerInnen unserer Schule auch, ich hab halt das System erhalten.

Zwischdurch habe ich mit dem Schulwart über die Sanierung geplaudert, mit zwei Arbeitern, die das Lehrerzimmer besichtigt haben, über Schule und dass 80 LehrerInnen zwar die größte „Klasse“ haben, aber doch kaum Platz zum Arbeiten, die letzten Klassenbücher abgeschlossen, meine Schreibtischlade (40x30x10) aufgeräumt und meine Mails erledigt. Ah ja, und dann hab ich noch das Klassenbuch zum LSR getragen, aber nach zwölf Uhr, wie ich es geheißen wurde.