Die Krisen der Computergesellschaft

Posted: 15th Mai 2010 by admin in Allgemein

In der Reihe „Sternstunden der Philosophie“: Äußerst interessantes Gespräch von Roger de Weck mit dem Soziologen Dirk Baecker gesendet im Schweizer Fernsehen am 2. 5. 2010.

Leider lässt sich die Aufnahme nicht in mein Blog einbetten, deshalb nur die ersten zehn Minuten eines YouTube-Videos. (Die restlichen fünf Teile gibt es dort auch, aber natürlich in wesentlich schlechterer Qualität als beim Schweizer Fernsehen.)

Sternstunde Philosophie vom 02.05.2010

Baecker spricht zu Beginn darüber, dass er die Gesellschaften medientechnisch in vier Epochen einteilt, was allerdings immer nur im Nachhinein, wenn ein Leitmedium abgelöst wird, ersichtlich ist.

  • die tribale Epoche – Leitmedium Sprache
  • die Antike – Leitmedium Schrift
  • die moderne Gesellschaft – Leitmedium Buchdruck
  • die Comptergesellschaft – Leitmedium digitale Medien

Seine Thesen:

  • Jede Epoche besitzt ein und nur ein dominierendes Verbreitungsmedium.
  • Jedes Auftreten eines neuen Leitmediums überfordert die vorherige Gesellschaft erst einmal und bringt Probleme mit sich und stößt zuerst einmal auf Ablehnung. (Anscheinend auch lt. McLuhan)
    Etwa beklagte Plato, das „Erkalten der Menschen“, welches dadurch entstanden sein soll, dass man Gedanken aufschreiben und nachlesen könne und sie sich nicht mehr merken und mit anderen direkt teilen müsse.)
    Oder nach der Verbreitung des Buchdrucks, als viele Leute Bücher lesen und sich Meinungen bilden konnten, meinte Kant, dass nur Gelehrte lesen und ihre Meinung äußern dürfen sollten, und auch diese durch weitere Gelehrte kontrolliert werden sollten. (Wie wir wissen, hat sich diese Meinung nicht durchgesetzt ;-).

34:10: Antworten zu Aufmerksamkeit und Konzentration
Konzentriertes Lesen ist antiquiert.

40:00 Geistiges Eigentum
Keines bei WissensarbeiterInnen – positiv für Firmen

44:00 Plagiate und Qualität

48:00 Freundschaften – in Facebook und sog. „alte Freundschaften“, Bekanntschaften, Oberflächlichkeit

Vor allem hat mir die durchgängig kulturoptimistische Haltung Baeckers gefallen – damit sind wir für die Zukunft sicher besser gerüstet als mit ebenfalls oft vorkommenden Kassandrarufen.

@Surfen: Baecker nimmt es als besonders treffende Metapher gegen Oberflächlichkeit