Meine erste (wenn eh auch späte) Klassenvorstandsphase ist heute zu Ende gegangen. 5. bis 8. Schulsufe Gymnasium, immer zwischen 30 und 32 SchülerInnen, mehr Mädels als Burschen, von der Kindheit bis mitten in die Pubertät. Einen haben wir in der ersten Klasse verloren, drei im Laufe der Jahre dazubekommen.
DeutschlehrerInnen sind u.a. prädestiniert für die KV-Angelegenheiten, da man vier Stunden pro Woche in der Klasse verbringt und sich das leichter mit Unterricht vereinigen lässt als mit Zwei-Stunden-Fächern wie Geografie oder Biologie. Leider ist das Stundenraster unserer SchülerInnen schon so ausgefüllt, dass sich keine spezielle KV-Stunde ausgeht.Ich habe zu dieser Rolle gemischte Gefühle: einerseits ist es schon schön, eine Gruppe von Kindern über einige Jahre hin zu begleiten – aber das könnte ich so auch tun und überhaupt auch alles mit SchülerInnen machen, was interessant ist. KV sein heißt aber oft auch nur Verwaltung, ein Papier nach dem anderen austeilen, die Bestätigung der Eltern wieder einsammeln, aufheben, Entschuldigungen eintreiben, das Klassenbuch suchen, zwischen Eltern und KollegInnen vermitteln und gelegentlich das Überlaufventil für Emotionen aller Art darstellen.
Für die eigentliche KV-Arbeit, den SchülerInnen beim Zusammenwachsen der Klasse zu helfen, sie bei ihren Problemen zu unterstützen und eine gute Beziehung aufzubauen bleibt wenig Zeit, weil ja auch das eigentliche Unterrichtsfach nicht zu kurz kommen soll.
Mit meiner Klasse hatte ich Glück: kein Mobbing, keine Gewalt, nur kleinere interne Probleme, die sich meist schnell lösen ließen. Es gab zwar keine große Klassengemeinschaft, aber jeder und jede fand seinen oder ihren Platz in einer Gruppe, ab der dritten Klasse war niemand alleine. Sie konnten zwar nicht alle gleich gut miteinander, aber jede konnte mit jedem arbeiten, auch wenn gemotzt wurde.
Ich habe einige ganz gut kennen gelernt, manche kaum – sie haben mich nicht gebraucht und aufdrängen wollte ich mich nicht. Allen bin ich sicher nicht gerecht geworden.
Heute haben die Mädchen beim Abschied alle geweint. Die Buben standen daneben. 19 wechseln in eine andere Oberstufenschule. Ich werd sie nächstes Jahr sicher vermissen.